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BESSER BEKIFFT ALS BESOFFEN?

„Legalize It“. Mit diesem Song trat 1976 der elf Jahre später ermordete Reggae-Star Peter Tosh für die Freigabe von Cannabis ein. Das war zu einer Zeit, als man wegen dem Besitz der Droge noch mit einer saftigen Gefängnisstrafe rechnen musste. Somit gesehen hatte Tosh recht, denn jemanden hinter Gitter zu bringen, nur weil er sich berauscht hat, ist ungerecht. Dann müsste man, so die logische Schlussfolgerung, auch den Alkohol verbieten. Was auch schon geschehen ist: In den 1930er Jahren verboten die USA bekanntlich das bis dato legitime Rauschmittel. Das Resultat ist bekannt: Alkohol wurde illegal hergestellt und in den sogenannten „Flüsterkneipen“ massenweis verkauft. Die Mafia verdiente mit der Herstellung und dem Vertrieb ein Vermögen, die Leute vom Alkoholkonsum fernzuhalten misslang (siehe auch „Alkohol als Begleiter durch Jahrtausende“).
Bei Cannabis aber auch bei allen anderen Drogen, die verboten sind, ist es bekanntlich nicht anders. Sie werden, obwohl illegal, von Dealern verkauft; deren Hintermänner können mit den Einnahmen ihr luxuriöses Leben finanzieren und sind schwer zu fassen. Abnehmer für ihre „Waren“ gibt es leider viel zu viele. Aber: In vielen Ländern wandert heutzutage niemand mehr ins Gefängnis, nur weil er einen Joint geraucht hat, und das ist auch gut so.
Aber soll man deshalb alle Drogen erlauben, nur weil sie konsumiert werden? In manchen Ländern ist der Konsum von Cannabis mittlerweile erlaubt, sogar in zwei US-Bundesstaaten (Colorado, Washington) ist das Kiffen von Gesetz her gestattet. Weitere Bundesstaaten könnten schon bald diesem Beispiel folgen. Auch in europäischen Staaten kommt es vermehrt zur Forderung, die angeblich so harmlose Droge Cannabis zu legalisieren. In Deutschland ebenso wie in der Schweiz oder in Österreich.
Cannabis fördert Schizophrenie
Doch ist Cannabis wirklich harmloser als Alkohol? Was von vielen jahrelang behauptet und als Argument für eine Freigabe ins Spiel gebracht wurde, haben Forscher mittlerweile längst widerlegt. Die Droge kann – vor allem bei labilen Konsumenten – sogar Schizophrenie fördern (siehe auch „So heftig war der Schub noch nie…“), außerdem macht sie auf Dauer den Konsumenten mitunter so lethargisch, dass er sich für nichts mehr interessiert. Hobbys und auch der Beruf verlieren mit der Zeit an Attraktivität und werden nach und nach vernachlässigt oder gar aufgegeben. Und es gibt, anders als Jahrzehnte lang behauptet, sehr wohl körperliche Entzugssymptome wie Schlaflosigkeit, Zittern oder Schwitzen, wenn man von ihr nach einem längeren Gebrauch loskommen möchte. Vielleicht mögen die Entzugserscheinungen nicht ganz so stark sein wie es bei jahrelangem Alkoholmissbrauch meist der Fall ist, aber das ist egal. Cannabis ist nicht so harmlos, wie es die, die für eine Freigabe eintreten, lautstark verbreiten.
Freigabe für alle Drogen gefordert
So manche politische Parteien ist mittlerweile längst auf den Zug aufgesprungen und fordert, dass Cannabis legalisiert werden sollte. Vor allem die Jugendorganisationen der Parteien treten hier mit alle Stärke ein. „Lieber bekifft ficken als besoffen Auto fahren“, lautete erst vor einiger Zeit der auf einem sehr tiefen Niveau angesiedelte Slogan der Jungen SPÖ in Österreich, den sie sogar auf T-Shirts drucken ließ. Wobei die neue österreichische Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser, ebenfalls SPÖ, zum Glück gleich klar stellte, was sie davon hält: nämlich nichts. Und die jungen Grünen warben in Österreich auf öffentlichen Plätzen als Joints verkleidet dafür, dass man sich lieber zukiffen als betrinken soll. Angeblich sogar vor Schulen.
Eine tolle Alternative! Leute macht euch zu, das ist schön und tut euch gut – so kommt die Botschaft rüber. Über die Gefahren, die die Droge Cannabis verursachen kann, hat man bis dato von diesen Jung-Politikern nichts gehört. Einen besonders „mutigen“ Schritt haben die jungen NEOS (eine neue wirtschaftsliberale politische Partei in Österreich) gewagt: Sie haben gleich die Freigabe für alle (!) Drogen – auch für Heroin oder Kokain – gefordert. Das war sogar Parteichef Matthias Strolz zu viel, der sich dem Druck seiner Jungen beugte oder beugen musste und die Cannabisfreigabe nun ebenfalls fordert. Von den Gefahren der Droge war offiziell nie die Rede. Niemand dieser Politiker, egal ob von den NEOS, den jungen Grünen oder der jungen SPÖ, die sich für die Freigabe einsetzen, hat sich anscheinend die Mühe gemacht, Experten zu Rate zu ziehen, die auf die gesundheitlichen Schäden, die Cannabis verursachen kann, aufmerksam machen und davor warnen. Das wäre wohl nicht cool genug.
Jugend gegen Freigabe
Strolz zahlt für sein Eintreten für eine Legalisierung von Cannabis einen hohen Preis – er hat laut jüngsten Umfrage seitdem zwölf Prozentpunkte an Vertrauen verloren. Die, die ihm das Vertrauen entzogen haben, werden halt hauptsächlich ältere Bürger sein, die eben so verzopft und reaktionär sind, dass sie die Zeichen der neuen Zeit nicht erkennen, könnte man meinen. Aber weit gefehlt! Laut einer neuesten Umfrage sprechen sich etwas mehr als die Hälfte aller Jugendlichen in Österreich gegen eine Freigabe von Cannabis aus, nur ein Drittel ist dafür. Das spricht für die Jugend, der man gerne nachsagt, sie sei vergnügungssüchtig und offen für jeden Blödsinn. Sicher, Komasaufen ist in aller Munde, aber für viele Jugendliche, die zum Glück in der Mehrzahl sind, ist dies kein wirklich wichtiges Thema. Sie wollen nicht besoffen durchs Leben gehen und auch nicht bekifft, auch wenn so mancher Politiker ihnen das einreden will, weil er glaubt, damit einem weitläufigen Trend zu folgen und sich so als modern und liberal präsentiert.
In Österreich, aber auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern gibt es genug Alkoholiker. Deren Stoff durch einen anderen zu ersetzen ist nicht liberal und auch nicht modern, sondern eine solche Forderung zeigt eher von einer sehr dummen und auch ahnungslosen Einstellung.
Besoffen durchs Leben zu gehen ist gefährlich und nicht erstrebenswert. Aber sich regelmäßig zuzukiffen ist es auch nicht!

Ihr Harald Frohnwieser