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Alkohol in Lebensmitteln
Rumkugeln und andere Gefahren

von Harald Frohnwieser

In vielen Lebensmittel, die wir täglich konsumieren, befindet sich – wenn auch wenig – Alkohol. Egal ob in Süßigkeiten, in Suppen oder Konfitüren. Und viele Fleischgerichte werden mit einem kräftigen Schuss Rum, Sherry oder Cognac abgeschmeckt. Deshalb sollte ein trockener Alkoholiker stets auf der Hut sein. Die Inhaltsangaben auf den Zutatenlisten der Verpackungen lesen ist ebenso wichtig wie im Restaurant nachzufragen, wenn man sich nicht sicher ist, ob im Essen Alkohol enthalten ist. Hier eine vom „Blauen Kreuz“ zusammen gestellte Liste von Lebensmittel und Medikamenten, die gefährlich sind. Oder es zumindest sein könnten.

Anton F. war stolz. Sehr stolz sogar. Drei Monate ohne Bier, ohne Wein und ohne Wodka oder Schnaps. Der 46-Jährige ist Alkoholiker, hatte viele Jahre lang so lange getrunken, bis er seinen Job verlor und seine Gattin damit drohte, wenn er nicht mit dem Saufen aufhören würde, dann wird sie ihn verlassen, gemeinsam mit den beiden Kindern. Anton verstand die Drohung, der Jobverlust war hart genug, er wollte nicht auch noch seine Familie verlieren. Also begab er sich in eine Suchtklinik, acht harte Wochen lang. Das heißt, ganz so hart war es hier eigentlich gar nicht, es war irgendwie wie eine Insel, eine geschützte, versteht sich.
Als er nach 56 Tagen seine stationäre Therapie beendet hatte, nahm sich Anton fest vor, seine Nüchternheit auch im Alltag beizubehalten. Tapfer sagte er Nein, wenn ihm irgendwo Alkohol angeboten wurde, das zog er durch. Also war Anton sehr stolz auf sich, und seine Frau war es ebenso. Doch dann kam der Tag, als Anton und seine Frau eines Tages bei einer befreundeten Familie zum Essen eingeladen waren. Zunächst wurde eine köstliche Leberknödelsuppe serviert, dann kam die Hauptspeise in Form eines Rindfleischgerichts. Das Filet „Stroganoff“ schmeckte hervorragend. Das dazugehörige Glas Rotwein lehnte Anton natürlich ab, und es machte ihm nicht einmal etwas aus. Was er freilich nicht wusste – das Fleisch wurde mit einem kräftigen Schuss Rum abgeschmeckt. Es schmeckte auch verdammt danach, aber Anton traute sich nicht, das Weiteressen zu unterlassen. Was sollte er denn auch sagen. Das er wegen dem bisschen Alkohol einen Rückfall riskiert? Das ist doch lächerlich! „Es wird schon nichts passieren“, dachte er sich, „der Alkohol ist eh verkocht.“
Rückfall nach dem Essen
Als Anton und seine Frau wieder zu Hause waren, beschlich ihm ein Gefühl, das er leider nur zu gut kannte. Ein Gefühl, das ihm sagte: „Du kannst ruhig ein Glas Wein trinken, jetzt ist es ohnehin egal, getrunken hast du ja irgendwie heute schon.“ Also gab Anton vor, noch schnell einen Freund zu besuchen. Und baute im nahegelegenen Wirtshaus, in dem er früher so oft zu Gast war und das er nach seinem Entzug tapfer mied, einen fürchterlichen Rückfall, der eine ganze Woche dauern sollte und von dem er sich lange nicht erholen konnte.
Was war passiert? Warum dieser Rückfall? Erstens: Anton F. war wieder mit Alkohol in Berührung gekommen, und das ganz bewusst. Er hat sich, als er merkte, dass sein Essen mit Rum abgeschmeckt wurde, weiter gegessen und sich somit für und nicht gegen den Alkohol entschieden. Und hat sofort sein altes Denkmuster wieder aufgenommen – jetzt ist es eh schon egal, ich habe Alkohol konsumiert, also kann ich gleich weiter trinken. Und morgen höre ich wieder auf damit. Und zweitens: Der Alkoholgehalt hatte sich zwar reduziert, verschwunden war er jedoch noch nicht ganz. Denn wie neueste wissenschaftliche Studien belegen, beträgt der Alkoholgehalt nach einer halben Stunde Kochzeit noch immer 35 Prozent und nach zwei Stunden immerhin noch ganze fünf Prozent Alkoholgehalt. Die Theorie, dass sich der Alkohol zur Gänze verkocht, wurde also nun widerlegt.
Nachfragen
Aber nicht nur das Filet „Stroganoff“ wird gerne mit Rum oder Sherry abgeschmeckt, auch in vielen anderen Speisen und Lebensmittel ist Alkohol enthalten, nicht nur im „Mon Cherie“ oder in einer Rumkugel. Daher sollte man als trockener Alkoholiker immer auf der Hut sein und lieber nachfragen, wenn man sich nicht sicher ist. Hier eine Liste, die das „Blaue Kreuz“ zusammen gestellt und uns zur Verfügung gestellt hat.

WarenSortenDas kann drin sein:
Eintopf Gemüse-, Fischeintopf Weißwein
Fischgerichte Fischfilet, Muscheln, Fischragout, Forelle blau, Scampicoctail Wein, Sherry, Weinbrand
Fleischgerichte Wild-, Geflügel- und Rindfleischgerichte Bier, Wein, Madeira, Portwein, Likör, Rum, Sherry
Gemüse Buntes Paprikagemüse, Gurkengemüse, Sauerkraut, Rotkohl Madeira, Rotwein, Weißwein
Käsegerichte Fondue Kirschwasser, Weißwein
Konfitüren Sauerkirschen-, Marillen-, Zwetschkenkonfitüre Kirschwasser, Amaretto, Marillenschnaps, Rum
Kuchen, Torten Schwarzwälder Kirschtorte, Tiramisu, Berliner, Malakofftorte Rum, Cognac, Sherry, Birnengeist, Likör, Wein
Soße Chilli-, Schokoladen-, Vanille-, Worcester, Teufelssoße Calvados, Gin, Rum, Wein, Whiskey, Brandwein
Speiseeis Schokoladen-, Marzipan-, Malaga-, Nougat-, Tiramisu-, Amaretto-, Calvados-, Schwarzwälder-Kirscheis

Cognac, Rum, Eierlikör, Kirschwasser

Süßspeisen Topfengerichte, Zitronencreme, Apfelkompott Eierlikör, Himbeergeist, Rum, Kirschwasser, Wein
Suppen Fisch-, Zwiebel-, Knoblauch-, Ochsenschwanzsuppe, Kaltschale Gin, Madeira, Wein, Weinbrand, Cognac, Sherry
Süßigkeiten Cremeschnitten, Schokoriegel, Milka-Tender-Kuchen, Rum-Trauben-Schokolade, Ostereier, Pralinen Rum, Kirschwasser, Weinbrand, Eierlikör, Wein

Medikamente:

Hustentropfen, Hustensaft, Beruhigungsmittel, Abwehrstärkungsmittel Mund- und Rachemittel, Klosterfrau Melissengeist, Buerlecithin, Kneipp Ginseng Tonikum, Doppelherz, Frauengold.

Es empfiehlt sich ohnedies, dass man beim Kauf eines flüssigen Medikamentes immer in der Apotheke immer wegen eines möglichen Alkoholgehaltes nachfragen sollte!

Buchtipp:Alkohol – Die Gefahr lauert überall!

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