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Steiermark: Pro Jahr wird 300.000 mal ins Röhrchen geblasen
Ständige Alkoholkontrollen wirken ernüchternd

von Werner Schneider

Für Oberst Wolfgang Staudacher, Leiter der Verkehrsabteilung der Landespolizeidirektion Steiermark, ist die Statistik so unangenehm nicht: Die Anzahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss gehen zurück, die Beanstandungen sind rückläufig und den ganz jungen LenkerInnen stellt der Oberst gerne ein gutes Zeugnis aus.

Oberst Wolfgang StaudacherÜber Glühweinstandeln und Weihnachtsfeiern redet der hohe Polizeibeamte vor Ende der Feiertage noch nicht so gerne. Genaue Zahlen würden erst mit dem Quartalsbericht vorliegen. Lieber schon erwähnt er, wie konsequent und effektiv gegen Promillesünder vorgegangen wird: „Fakt ist, dass jede Dienststelle ein Vortestgerät hat, dass jede Dienststelle einen Alkomaten hat, jede Streife, die unterwegs ist, hat eine entsprechende Ausrüstung mit. Wir haben ein Sektorstreifensystem zur Nachtzeit, zwischen 19:00 Uhr und 07:00 Uhr, das für einen größeren Bereich zuständig ist, und die Beamten widmen sich in dieser Zeit kriminalpolizeilichen und verkehrspolizeilichen Aufgaben, das heißt Alkoholkontrollen und so weiter. Es gibt dazu Schwerpunktkontrollen, die sie jede Nacht auf verschiedenen Standorten machen.
Da wirkt die Mundpropaganda im Wirtshaus: „Man muss ja schon so aufpassen, die stehen ja ganze Nacht überall“, heißt es bedauernd an den Stammtischen. Und fast jede/r kennt einen Fall, wo der Restalkohol bei einer morgendlichen Kontrolle den „Zettel“ gekostet hat. Der Jubel der Gastwirte und Discobetreiber über die umfangreichen Kontrollen ist enden wollend.
Zudem kommt, dass sich herumgesprochen hat, dass die Beamten ihre „Röhrln“ ständig mitführen. Der Oberst begrüßt das: „Die Vortestgeräte haben auf jeden Fall abschreckende Wirkung, denn wir sehen, dass die Anzahl der Alkoholunfälle rückläufig ist. Wir sehen zudem, dass trotz hoher Kontrolltätigkeit, wir machen etwa 300.000 Alkotests im Jahr, die Zahl der Beanstandungen ebenfalls rückläufig ist. Daraus ziehen wir den Schluss, dass weniger alkoholisiert gefahren wird.
Noch etwas zeigt sich: Die im ländlichen Raum so gefürchteten Diskounfälle mit ihren zum Teil schrecklichen Folgen – blutjunge Schwerverletzte oder sogar Tote – werden nicht von den Führerscheinneulingen verursacht. Die, die „vorglühen“ oder sich dem „Komasaufen“ hingeben, setzen sich nicht hinters Lenkrad. Trotzdem kann Staudacher hier nicht vollständig Entwarnung geben: „Die Gefahr bei den Diskounfällen ist, dass es junge Lenker sind – wobei ich besonders den jungen Leuten in der Probezeit ein gutes Zeugnis ausstellen muss - und die Jungen, wenn sie Alkohol getrunken haben, eine relativ hohe Risikobereitschaft haben. Diese Kombination führt dann relativ oft zu einem schweren Unfall. Aber nochmals, absolut gesehen verhalten sich die LenkerInnen in der Probezeit sehr kontrolliert und lernen auch von Grund auf in den Fahrschulen, dass Alkohol trinken und Fahrzeug lenken nicht zusammen passen.
Diese Risikobereitschaft – auch nüchtern – bereitet noch Kopfschmerzen. Mangelnde Erfahrung gepaart mit Imponiergehabe und einem Geschwindigkeitsrausch fordern immer noch zu viele Opfer. Und wenn die Probezeit einmal vorbei ist, dann steigt auch die Versuchung, sich vor Fahrtantritt einen gehörigen Schluck zu gönnen: „Bei den Alkoholunfällen ist die größte Risikogruppe die der 20 – 35jährigen. Wobei wir aber aus der Kontrollstatistik wissen, die meisten alkoholisierten LenkerInnen sind zwischen 30 und 55.
Gehöriger Schluck ist hier wörtlich zu nehmen, wie Oberst Staudacher aus langjähriger Erfahrung (er ist seit 23 Jahren im Dienst) weiß. Der Spruch „Alkohol enthemmt“ darf als gesichert angesehen werden. Denn mit Kleinigkeiten geben sich die Promillenzen (Copyright: Erste Allgemeine Verunsicherung) in der Regel nicht ab: „Mit dem Vortestgerät haben wir natürlich auch im Bereich zwischen 0,5 und 0,8 Promille eine entsprechende Anzahl. Das Besondere daran ist aber, dass der überwiegende Teil der Beanstandeten sehr hoch alkoholisiert ist, bei den Unfällen ist der Durchschnitt 1,6 Promille, das sind also schon sehr schwer Alkoholisierte. Wir führen das eher darauf zurück, dass wenn man Alkohol trinkt, man eine Hemmschwelle überschreitet. Also der, der wenig trinkt, fährt nicht mit dem Auto und der, der die Hemmschwelle übertrunken hat, setzt sich auch schwer alkoholisiert ans Lenkrad.
Es gab eine Zeit, da glaubte man, Alkoholisierten und Rasern nicht Herr werden zu können. Anscheinend wirken ständige Kontrollen also doch. Wobei Oberst Staudacher in einem Zeitungsinterview heftig bestritt, dass schikanös oder im Sinne der „Geldbeschaffung“ so rigoros vorgegangen werde. Man strebe ein Umdenken an und dieses scheint einzusetzen. Endlich gilt bei vielen – speziell bei den ganz Jungen – das Lenken mit größeren Mengen Zielwassers nicht mehr als Kavaliersdelikt. Prost ohne Promille.

Foto: Wolfgang Staudacher (1)

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