ALKOHOL IST
VOLKSDROGE NR. 1
Liebe Leser!
350.000 Männer und Frauen in Österreich gelten als alkoholkrank, weitere 650.000 sind aufgrund ihres Alkoholkonsums stark gefährdet. Insgesamt leben also eine Million Menschen bei uns, die ihr Trinkverhalten nicht oder kaum mehr kontrollieren können. Und schon gar nicht stoppen. Eine beachtliche Zahl, wenn man bedenkt, dass unser Land nur acht Millionen Einwohner zählt. Alkoholismus ist somit bei Weitem die Volksdroge Nr. 1.
Doch während von den Krebspatienten bis hin zu den Aids-Infizierten jeder, der unter einer bedrohlichen Krankheit leidet, zum Glück eine Lobby hinter sich weiß, hat der Alkoholiker niemanden, der sich für ihn stark macht. Wohl vor allem deshalb, weil die Alkoholsucht zwar schon seit vielen Jahren von der Weltgesundheitsbehörde als Krankheit anerkannt ist, aber leider immer noch als Charakterschwäche des Einzelnen ausgelegt wird. Der Alkoholiker sitzt in zerlumpten Klamotten lieber auf der Parkbank und schlürft seinen Wein aus der mitgebrachten Flasche als zu arbeiten. Und nebenbei schlägt er auch noch seine Frau und die Kinder.
So oder ähnlich denken wohl viele Menschen, wenn sie vom „Alkoholiker“ reden. Und bedenken dabei nicht, dass es jeden treffen kann. Egal ob erfolgreicher Manager, ob Kindergärtnerin, Künstler oder Bauarbeiter – die Alkoholsucht kennt keine sozialen Unterschiede. Wir von „alk-info.com“ wollen all jenen, die von dieser Krankheit betroffen sind sowie deren Angehörigen, Freunden und Kollegen eine Plattform bieten. Anonym und natürlich kostenlos. Wir wollen regelmäßig interessante und informative Storys rund um das Thema Alkohol bringen. Von sozialen Reportagen bis hin zu Serviceartikeln, wo drin steht, wer wo seine Hilfe anbietet. Wir wollen dazu beitragen, dass alle, die mit diesem Thema konfrontiert sind, den Mut haben, gegen diese Krankheit anzukämpfen. Und wir wollen dazu beitragen, dass die Angehörigen, die Freunde, die Kollegen oder die Chefs von Alkoholikern ein besseres Verständnis für diese Krankheit entwickeln.
Denn eines ist klar, irgendwann einmal trinkt der Alkoholiker nicht mehr freiwillig. Er trinkt nicht mehr, weil er etwas zum Feiern hat oder sich einfach nur mal kurz entspannen will, er trinkt, weil er trinken muss. Er will aufhören, weiß aber nicht, wie das gehen soll. Die Tür zum Ausstieg ist blockiert. Er will sich beraten lassen, schämt sich aber ob seiner Sucht viel zu sehr um sich einem Arzt oder einem Therapeuten anzuvertrauen. Er will zwar sein Leben mit dem Alkohol nicht mehr weiter leben, aber wie er ohne seinen Stoff zurecht kommen soll, weiß er nicht. Den Weg dazu muss er sich selber suchen, niemand – weder seine Angehörigen noch die Ärzte oder Therapeuten - können ihm diesbezüglich eine hundertprozentige Hilfe anbieten. Denn nur der Alkoholiker alleine schafft es, mit dem Trinken aufzuhören.
Alkoholismus ist eine verdammt einsame Krankheit. Sie führt in den meisten Fällen in die Isolation, ins berufliche und soziale Aus. Bis hin zum Tod. Auch wir können dem Einzelnen nicht sagen, wie er aus seinem Teufelskreis wieder raus kommt, aber wir wollen Wege aufzeigen. Wege, die zu einem Leben führen können, das auch ohne Alkohol genug Freude bietet.
Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Mehr als zehn Jahre lang habe ich gegen diese Krankheit angekämpft. Bis ich zum Schluss dahinvegetiert bin – ohne Job, ohne Geld, ohne Arbeit und ohne Menschen, die an mich glaubten. Heute kann ich ein Leben führen, das ich mir in Zeiten, als ich von früh bis spät meinen „Treibstoff“ brauchte, nicht vorstellen konnte. Daher weiß ich aus eigener Erfahrung, dass es sich lohnt, das erste Glas ganz einfach stehen zu lassen.
In diesem Sinne herzlichst,
Ihr Harald Frohnwieser