Bitte beweisen Sie, dass Sie ein Mensch sind !

Liebes Alk-Info-Team,

ich habe viele Jahre lang getrunken und bin jetzt seit vier Monaten trocken. Meinen Arbeitsplatz konnte ich mir erhalten, obwohl ich natürlich auch in der Firma getrunken habe. Eine Wein-, Schnaps- oder Wodkaflasche lag immer in meinem Schreibtisch. Da ich meine Arbeit immer verrichten konnte, hat mit mir auch nie jemand darüber gesprochen, aber ich denke, bemerkt haben meine Kollegen sicher, was mit mir los war.
Nun zu meinem Problem: Wir haben in drei Wochen einen Betriebsausflug in die Wachau mit zwei Übernachtungen. Aus Erfahrung weiß ich schon jetzt, dass dabei ziemlich viel Alkohol getrunken wird, noch dazu, wo wir ein Weingut in Spitz an der Donau besuchen werden. Meine Frage ist daher, ob ich mitfahren oder mich ganz einfach krank melden soll. Da wir ein sehr gutes Betriebsklima haben, würde ich schon gerne mitfahren, andererseits traue ich mich aber nicht so recht. Was können Sie mir raten?

Rudolf S., Innsbruck

Lieber Rudolf,

es ist sicher eine große Herausforderung für Sie, wenn Sie sich zur Teilnahme dieses Ausflugs entschließen. Noch dazu in die Wachau, sozusagen in die Höhle des Löwen. Wenn alle rund um einen trinken ist es sicher nicht leicht, hier nicht mitzuhalten. Vier Monate ohne einen Tropfen Alkohol ist auf der einen Seite schon eine recht lange Zeit, zu der man nur gratulieren kann, auf der anderen Seite aber ist man aber noch nicht so gefestigt, dass man vor einem Rückfall gefeit ist (was man übrigens eh nie ganz ist).
Ich würde Ihnen aber – egal ob Sie nun mitfahren oder nicht – dazu raten, ihrem Chef und auch ihren Kollegen gegenüber die Wahrheit zu sagen. Sagen Sie ganz offen, dass Sie ein Problem mit dem Alkohol hatten, was – wie Sie selber schreiben – höchstwahrscheinlich ohnehin registriert wurde. Sagen Sie ganz einfach, dass Sie nun trocken sind, dass Sie aber Angst haben, rückfällig zu werden. Ich bin mir sicher, dass Ihre Ehrlichkeit sehr gut ankommen und respektiert wird. Ehrlichkeit Menschen gegenüber, mit denen man tagtäglich zu tun hat, hat sich jedenfalls meiner Erfahrung nach immer bezahlt gemacht. Die Gefahr, dass man zu einem „Gläschen“ gedrängt wird, ist in einem solchen Fall eher gering. Falls Sie sich zur Teilnahme des Ausflugs entscheiden, wünsche ich Ihnen jedenfalls viel Spaß.