Juni 2018
50-jähriges Jubiläum für Alkohol als Krankheit
Jahrhunderte lang galt eine Alkoholabhängigkeit lediglich als Charakterschwäche. Doch am 18. Juni 1968 sorgte eine Entscheidung des deutschen Bundessozialgerichts für Aufsehen: Alkoholismus gilt seit diesem Zeitpunkt als Krankheit, die Krankenkassen wurden dazu verpflichtet, die Behandlungskosten zu übernehmen. Doch leider wird in Deutschland noch immer viel zu viel getrunken: 1,3 Millionen gelten in der Bundesrepublik als alkoholabhängig, weitere 9,5 Millionen trinken Alkohol in einer besorgniserregenden Dosis. Doch das sind nur die offiziellen Zahlen. Dazu der stellvertretende Geschäftsführer der Landesstelle für Suchtfragen in Schleswig-Holstein (LSSH), Björn Malchow: „Es können nur die Personen erfasst werden, die in ärztlicher Behandlung sind – und das sind die wenigsten. Nur ein kleiner Bruchteil der Alkoholabhängigen taucht also wirklich im System auf.“
Schwierig sei es laut Malchow, was die Krankheitseinsicht der Alkoholkranken betrifft, denn die komme meist viel zu spät: „Oft werden die Erkrankten sogar noch von Verwandten oder dem Partner gedeckt. Wer alkoholabhängig ist, schämt sich dafür“.
Anders als anderer Drogenkonsum wie das Rauchen oder der Konsum von Cannabis ist Alkohol viel stärker gesellschaftlich akzeptiert. Hinzu kommt, dass auf vielen gesellschaftlichen Veranstaltungen reichlich Alkohol getrunken wird. „Und die werden in Deutschland noch sehr positiv dargestellt. Das Oktoberfest zum Beispiel ist ja eigentlich ein reines Massenbesäufnis. Im Vergleich dazu ist die Kritik daran sehr gering“, urteilt Malchow vom LSSH.