Hollywood-Star Brad Pitt sprach über seine Alkoholsucht
„Ich habe es einfach versaut!“
von Harald Frohnwieser
Brad Pitt hat in seinem Leben beruflich fast alles erreicht, wovon ein Schauspieler nur träumen kann. Zwei Oscars, zwei Golden Globes, einen Emmy und zahlreiche andere Auszeichnungen. Dennoch geriet das Leben des Hollywood-Stars (Once Upon A Time in Hollywood, 12 Monkeys, Sieben Jahre in Tibet) ziemlich aus dem Ruder. Schuld daran gibt er dem Alkohol, von dem er seit seiner frühester Jugend nicht lassen konnte. In einem Interview mit dem GQ-Magazin sprach der einstige Lebenspartner von Angelina Jolie, mit der er mehrere Adoptiv- und leibliche Kinder hat, ganz offen über seine Sucht. Doch das ist nun vorbei, nach zahlreichen Besuchen bei den Anonymen Alkoholikern ist Brad Pitt nun endlich trocken.
Auf den Alkohol zur Gänze zu verzichten ist dem Schauspieler nicht leicht gefallen: „Wir besitzen einen Weinberg. Ich liebe Wein, aber ich habe es einfach versaut. Ich musste das alles beenden, ich hätte einen Russen mit seinem eigenen Wodka unter den Tisch trinken können.“
Zur Welt kam Brad Pitt am 18. Dezember 1963 in der Stadt Shawnee im US-Bundesstaat Oklahoma als Sohn eines Managers und einer Schulberaterin, aufgewachsen ist er in der Kleinstadt Springfield, Missouri. Der sehr christlich erzogene Junge sang als Kind und auch als Jugendlicher im Kirchenchor und begann nach der High School ein Studium für Journalismus und Werbung an der University of Missouri. Im Alter von 22 Jahren brach er jedoch, kurz vor dem Abschluss das Studium ab und zog nach Los Angeles, Kalifornien, um Schauspieler zu werden. Sein Filmdebüt gab Pitt im Jahr 1987 in der Komödie Hunk, in der er einen Kellner spielte. Nach zwei weiteren Kurzrollen wurde er einem breiteren Publikum durch die US-Serie Dallas, in der er in vier Episoden zu sehen war. Weitere kleine Film- und TV-Rollen folgten, den großen Durchbruch erlangte er als junger Liebhaber in dem Roadmovie Thelma & Louise im Jahr 1991, danach folgten Kassenknüller in Sleepers, 12 Monkeys, Ocean's Eleven oder Sieben Jahre in Tibet, wo er den österreichischen Bergsteiger Heinrich Harrer verkörperte.
Alkohol war schon früh sein Begleiter
Der Alkohol war bereits ein Thema, als Pritt noch aufs College ging. „Ich kann mich gar nicht erinnern, dass es einen Tag nach der Schule gab, an dem ich kein Glas getrunken oder einen Spliff (Joint, Anm.) geraucht habe“, blickte Brad Pitt vor einiger Zeit im Interview mit dem GQ-Magazin zurück. Warum das damals so war, glaubte er nun zu erkennen: „Man will im Grunde vor irgendwas davonlaufen.“ Sich selbst bezeichnete er in dem Interviews als „emotional zurückgeblieben“. Und weiter: „Ich bin in einem strengen katholischen Haushalt aufgewachsen, wo nicht über Gefühle geredet wurde.“ In seinem frühen Erfolg sieht er mittlerweile ebenso einen Grund, warum er so viel trank und Marihuana rauchte: „Der Ruhm und die Aufmerksamkeit, die ich in den Neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts erfuhr, sind mir zu schnell geworden. Ich wurde ständig bewertet und verurteilt und bin zu einem richtigen Einsiedler geworden. Ich habe gekifft und gesoffen, bis ich nichts mehr mitkriegte.“
Der Star fand lange keinen Ausweg aus der Krise
Im Laufe der Jahre wurde der Hollywood-Star etwas ruhiger. „Ich habe mit allem aufgehört, außer ab und zu etwas zu trinken, als ich eine Familie gegründet habe“, so Pitt. Doch noch während seiner Ehe mit seiner Schauspielkollegin Angelina Jolie, mit der er mehrere leibliche und adoptierte Kinder hat, griff er wieder täglich zum Glas, der Alkohol wurde sein ständiger Begleiter. „Ich habe damals zu viel getrunken. Es wurde zu einem Problem., ich habe einfach zu viel gesoffen.“ Seine damalige Alkoholsucht bezeichnete heute als einen Schaden, den er an sich selbst anrichtete.
Einen Ausweg aus dieser Lebenskrise fand er lange nicht, er fühlte sich innerlich ausgebrannt und leer, und auch die Schauspielerei bedeutete ihm nichts mehr. Erst als Jolie sich von ihm trennte, begann Pitt, sich wieder ins Leben zurückzukämpfen. Die Trennung von seiner Frau war zwar „wie ein Tod für mich“, aber er konnte daraus auch Kraft schöpfen, wenn erst etwas später. Den Ausschlag, dass Angelina den Schlussstrich unter der Beziehung zog, sieht er darin, dass er während eines Fluges mit seinem Privat-Jet den gemeinsamen Sohn Maddox, damals 15, im betrunkenen Zustand gewürgt hatte, obwohl es noch fünf Jahre bis zur endgültigen Trennung dauerte. „Ich kann heute verstehen, dass sie damals die innere Reißleine zog“, macht sich Brad Pitt nichts vor.
Anonyme Alkoholiker
„Ich bin zu weit gegangen, deshalb habe ich mit dem Trinken aufgehört“, gibt er offen zu. Mit Hilfe eines Therapeuten arbeitete er vor allem seine Kindheit und Jugend auf. Doch was seine Alkoholsucht betrifft fand Pitt so richtige Hilfe bei den Anonymen Alkoholikern, zu denen er eineinhalb Jahre lang regelmäßig ging. An die Treffen erinnert er sich heute noch gerne: „Ich saß dort mit anderen Männern und wir waren einfach ehrlich zueinander und niemand hat den anderen verurteilt. Es war sehr befreiend, endlich einmal seine hässliche Seite zeigen zu können. Das ist viel wert.“ Ebenso wertvoll war für den Star, den selbstverständlich alle in der Gruppe kannten, noch etwas: „Niemand dieser Menschen aus der Gruppe hat aus meinen Erzählungen Kapital geschlagen und meine Geschichten an die Medien verkauft.“
Dank an Schauspielkollegen Bradley Cooper
Bei einer Preisverleihung, bei der sein Kollege Bradley Cooper die Laudatio auf ihn hielt, dankte Brad Pitt Cooper spontan dafür, dass er ihm, was seine Alkoholabhängigkeit betraf, sehr geholfen hatte. „Danke Bradley, ich bin dank deiner Hilfe wieder nüchtern. Seitdem bin ich jeden Tag glücklich. Ich will dir dafür danken.“ Doch wie genau die Hilfe Coopers genau aussah, verriet er nicht. Vielleicht, wo wird gemutmaßt, hat Cooper Brad Pitt den Tipp gegeben, die Anonymen Alkoholiker aufzusuchen.
Mittlerweile hat der Schauspieler wieder Tritt ins Leben gefasst: „Ich bin glücklich, dass es vorbei ist. Es ist ein bittersüßes Gefühl, aber ich habe endlich wieder ein Gefühl in meinen Fingerspitzen. Ich denke, dass ist ein Teil des Menschseins. Entweder man verweigert sich allen Gefühlen und Fragestellungen oder man beantwortet sie und reift durch.“
20 Jahre lang nicht geweint
Apropos Gefühl. In einem Gespräch mit seinem Schauspielkollegen Anthony Hopkins (Das Schweigen der Lämmer) – ebenfalls ein trockener Alkoholiker - für das US-Magazin „Interview“ bekannte Brad Pitt, dass er früher Gefühle nie zulassen konnte. „Ich habe 20 Jahre lang nicht geweint. Ich war bekannt dafür, ein Nicht-Weiner zu sein, wenn man das so sagen kann. Aber jetzt, in dieser neuen Phase meines Lebens, bin ich viel öfter ergriffen – von meinen Kindern, von Freunden, von Nachrichten. Einfach berührt. Ich denke, dass ist ein gutes Zeichen…“
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