Pickel, Schuppenflechte, Schnapsnase: Wie Alkohol die Haut schädigt
Sich schön zu saufen wird immer schwerer
von Harald Frohnwieser
Mit 40 Jahren noch Pickeln wie ein 15-jähriger Teenager? Eine dunkelrote Knollennase im Gesicht? Oder unzählige Bakterien auf der Haut, die unermüdlich für Entzündungen sorgen? Wer regelmäßig Alkohol in einer höheren Dosis trinkt, muss damit rechnen, dass er neben allen anderen körperlichen Schäden auch mit seinem größten Organ, der Haut, gehörige Probleme bekommt. Das Gesicht wird aufgedunsen, Wunden heilen schwer und die Gefahr einer Schuppenflechte droht.
Der Name „Schnapsnase“ kommt nicht von ungefähr. Der Alkohol bewirkt nämlich eine Erweiterung der peripheren Blutgefäße (gemeint sind damit die feinen Adern, die die Haut durchziehen), und sorgt so für eine rötliche Gesichtsfarbe, die jedoch wieder verblasst, wenn der Alkohol abgebaut ist. Bei dauerhaftem Konsum freilich kommt es zu einer anhaltenden Hautrötung (Rosacea), der sogenannten Facies alcoholica, und die Gefahr, dass die dünnen Adern durch eine ständige Erweiterung platzen können, ist groß. Geschieht dies, so bilden sich Gefäßreiserchen mit einer spinnenähnlichen Ausbreitung. So etwas kann natürlich auch auf der Nase passieren, deshalb spricht der Volksmund gerne von einer Schnapsnase, von der vor allem männliche Trinker oft befallen werden.
Aber Vorsicht: Nicht jeder, der einen knollenartigen Riechkolben im Gesicht hat, muss zwangsweise dem Alkohol zusprechen. Es kann sich auch um das Krankheitsbild Rosazea, auch Couperose genannt, die auch ohne einen Tropfen Alkohol für eine Erweiterung der Blutgefäße sorgt. Wer aber unter einer Rosacea leidet, sollte unbedingt Rotwein meiden. Dazu stellt die Wissenschaftsautorin Dr. Debra Jaliman fest: „Bei 76 Prozent der Patienten wird die Rosazea nach dem Genuss von Rotwein schlimmer.“ Bei Weißweintrinker sind es immerhin noch 56 Prozent, deren ohnehin schon ausgeprägten Gesichtsrötungen zunehmen und bei den Biertrinkern sind es 41 Prozent.
Pickel wie ein Teenager
Überhaupt leiden notorische Trinker vermehrt unter Hautkrankheiten. Da der Alkohol sich sehr stark auf die Talgdrüsenproduktion auswirkt, kommt es bei Pubertierenden nicht selten zu einer ohne hin schon lästigen Akne, doch auch Erwachsene können plötzlich aufgrund ihres Alkoholkonsums Pickel wie ein Jugendlicher bekommen, die man auch mit Akne-Salben nicht wegbekommt, da man dem Körper regelmäßig Alkohol zuführt.
Doch hat man durch die Akne rein äußerlich gesehen eine Haut wie ein Jugendlicher, so sieht man dennoch alt aus. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Regelmäßiger Alkoholkonsum entzieht den Zellen das Wasser und lässt deshalb die Haut schneller altern, sie wird fahler und schlaffer. Zudem schädigt der Alkohol den Verdauungstrakt, Vitamine gelangen in der Folge nicht mehr in den Körper, ein Vitaminmangel entsteht. Hat man aber zu wenig Vitamin A (ist für die Bildung der hautstraffenden Stoffe Collagen und Estalin zuständig) und Vitamin C, so kann sich die Haut nicht mehr regenerieren. Im Klartext: Das größte Organ des Menschen wird rissiger, Schuppen entstehen und Wunden können, wie bei den Blutern, nicht mehr so schnell heilen.
Bakterienbefall, Entzündungen, Schuppenflechte
Apropos Schuppen. Wer unter einer Schuppenflechte (Psoriasis) leidet, sollte Alkohol auf alle Fälle meiden oder zumindest sehr vorsichtig damit umgehen. Denn durch das geschwächte Immunsystem leiden Psoriasis-Patienten stärker als andere unter Bakterienbefall und den damit verbundenen Entzündungen. Chronischer Alkoholkonsum führt meist auch zu einer Therapieresistenz, die Behandlung schlägt nicht mehr so gut an oder wirkt überhaupt nicht. Interessant ist auch, dass der Alkohol zu einem Ausbruch der Schuppenflechte führen kann.
Welche Alkoholika sind für die Haut am schädlichsten? Hier ein kleiner Überblick:
* Klare Schnäpse (Wodka, Gin Tequila)
Wie sich ein Getränk auf die Haut auswirkt, hängt auch von den darin befindlichen Zusatzstoffen ab. Hier schneiden klare Schnäpse am Besten ab. Dermatologen sagen, dass ein langsam getrunkenes Glas Wodka oder Tequila der Haut keinesfalls schadet, da sie keinen Zucker, Salz oder andere Schadstoffe enthalten. Das Problem dabei: In einer feucht-fröhlichen Runde bleibt es nicht bei dem einem Glas, da werden schon mehrere Runden bestellt. Und, wie man weiß, zu viel Alkohol lässt die Haut schnell alt aussehen.
* Dunkle Schnäpse (Rum, Whisky)
So genannte dunkle Schnäpse enthalten viele Kongenere, das sind chemische Stoffe, die durch die Fermentierung entstehen und für den individuellen Geschmack und den Geruch sorgen. Kongenere sind zu einem Großteil für den Kater am Morgen verantwortlich. Je mehr Kongenere, desto mehr Kater, je größer aber der Kater, desto schlimmer ist es für die Haut.
* Mojito
Die Gefahr bei diesem Getränk ist der Zucker, der wie alle anderen Kohlehydrate auch bei übermäßigem Konsum zu einem dauerhaften Entzündungszustand im Körper führt. Dies wiederum schädigt langfristig die Zellen, was zu einer schnelleren Hautalterung führt. Daher ist auch vom übermäßigem Konsum von Mischgetränken, die mit Cola, Orangensaft oder Energydrinks gemixt werden, da auch in diesen sehr viel Zucker enthalten ist. Auch Margaritas enthalten viel Zucker, sind aber durch das darin enthaltene Salz doppelt schädlich, da es den Körper aufschwemmt.
* Bier
Auch Bier enthält Salz, doch der Natriumgehalt ist hier nicht sehr hoch. Trotzdem reagiert der Körper mit geschwollenen Augen und mit einer trockenen Haut darauf. Außerdem enthält Bier Antioxidantien und andere Anti-Age-Wirkstoffe.
* Weißwein
Enthält ebenfalls Zucker und ein wenig Salz und ist somit ebenfalls nicht gut für die Haut.
* Rotwein
Ist für die Haut zwar nicht so schädlich wie Weißwein, kann aber für eine erhöhte Histamin-Ausschüttung sorgen. Histamin ist ein Naturstoff und spielt beim Menschen eine zentrale Rolle bei allergischen Reaktionen und ist an der Abwehr körperfremder Stoffe beteiligt. So dient etwa einer der Botenstoffen in der Entzündungsreaktion und lässt das Gewebe anschwellen, was wiederum schlecht für die Haut ist (siehe auch „Wenn schon das erste Glas zum Kater führt“).
Fazit: Die meisten alkoholischen Getränke sind bei einem regelmäßigen und missbräuchlichen Konsum äußerst schlecht für die Haut. Im besten Fall hat man ein ständig gerötetes Gesicht, im schlechtesten Fall eine andauernde Akne, Schuppenflechte und/oder eine dunkelrote Schnapsnase. Da müsste man schon sehr viel trinken, um sich schön zu saufen. Was wiederum die Haut noch mehr schädigt würde. Ein Teufelskreis.
Grafik: Thomas Frohnwieser (1)