Promille und ihre Folgen
Wie sie wirken, was sie sind
von Harald Frohnwieser
Für die meisten Menschen ist eine Feier ganz ohne Alkohol so gut wie ausgeschlossen. Sekt, Wein oder Bier sorgen (meist) für eine fröhliche, oft auch ausgelassene Stimmung. Da kann es schon mal vorkommen, dass der oder die andere zu viel davon erwischt. Wer dann, obwohl er/sie lallt, nicht mehr aufhören kann zu reden, wer wacklig auf den Beinen ist und sich nicht mehr orientieren kann oder wer mitten in der Feier einfach einschläft hat offensichtlich einen Rausch. Doch wie viel Promille Alkohol man im Blut hat, weiß man natürlich nicht. Aufklärung darüber verschafft dann die Polizei, wenn sie den Betrunkenen hinterm Lenkrad erwischt und ihn in das polizeiliche Alkoholtestgerät blasen lässt. Was oft für eine plötzliche Ernüchterung sorgt – denn ab 0,5 Promille ist in den meisten Ländern Autofahren untersagt und der Führerschein mitunter für eine gewisse Zeit weg. Was aber sind Promille genau? Und wie wirken sie? Hier ein Überblick.
Alkohol ist ein Zellgift, das über die Leber abgebaut wird, was natürlich seine Zeit braucht. Wobei fest steht, dass man diesen Abbau nicht beschleunigen kann – weder durch einen starken Kaffee, noch durch kaltes duschen oder durchs raus schwitzen in der Sauna. Mehr als 0,1 bis 0,2 Promille in der Stunde schafft die Leber einfach nicht. Was aber bedeuten die Promille genau? Ganz einfach, sie messen den Blutalkoholspiegel, also wie sich das Verhältnis von der konsumierten Alkoholmenge zur Körperflüssigkeit verhält. Wobei die Körperflüssigkeit über das Körpergewicht berechnet wird. Frauen haben durchschnittlich 55 Prozent Körperflüssigkeit, Männer 68 Prozent.
Dazu ein Beispiel. Wenn ein Mann eine 0,5 Liter Flasche Bier mit einem Volumen von fünf Prozent Alkohol trinkt, dann hat er 20 Gramm reinen Alkohol intus. Jetzt rechnet man wie folgt:
20 (Gramm) dividiert durch (70 kg x 0,68 Liter Körperflüssigkeit = 47,6). 20 : 47,6 = 0,42
Der Mann hat somit 0,42 Promille Alkohol im Blut.
Bei einer Frau gilt folgende Rechnung:
20 (Gramm) dividiert durch (58 kg x 0,55 Liter Körperflüssigkeit = 31,9). 20 : 31,9 = 0,63
Die Frau hat somit 0,63 Promille Alkohol im Blut.
Dieser Werte nehmen natürlich von Stunde zu Stunde ab (etwa 0.15 Promille/Stunde).
Wie aber die Promille auf unseren Körper wirken, zeigt folgende Übersicht:
Von 0,1 bis 1,0 Promille: Gehobene Stimmung, Wohlbefinden
ab 0,3 Promille
* leichte Verminderung der Sehleistung
* Nachlassen von Aufmerksamkeit, Konzentration, Kritik-/Urteilsfähigkeit, Reaktionsvermögen
* Anstieg der Risikobereitschaft
ab 0,8 Promille
* ausgeprägte Konzentrationsschwäche
* Einschränkung des Gesichtsfeld um 25 % (Tunnelblick) und verminderte Sehfähigkeit
* Reaktionszeit um 30-50 % verlängert
* Euphorie, zunehmende Enthemmung, Selbstüberschätzung
* Gleichgewichtsstörungen
Von 1,0 bis 2,0 Promille: Rauschstadium (weitere Verschlechterung der Sehfähigkeit, des räumlichen Sehens gesteigerte Enthemmung und Verlust der Kritikfähigkeit)
* Reaktionsfähigkeit erheblich gestört
* Gleichgewichtsstörungen
* Verwirrtheit, Sprechstörungen
* Orientierungsstörungen
Von 2,0 bis 3,0 Promille: Betäubungsstadium
* Reaktionsfähigkeit erheblich gestört
* Gleichgewichtsstörungen
* Verwirrtheit, Sprechstörungen
* Orientierungsstörungen
Von 3,0 bis 5,0 Promille: Lähmungsstadium, Tod
ab 3,0 Promille
* Bewusstlosigkeit
* Gedächtnisverlust
* schwache Atmung
* Unterkühlung
* Reflexlosigkeit
ab 4,0 Promille
* Lähmungen
* Koma mit Reflexlosigkeit
* unkontrollierte Ausscheidungen
* Atemstillstand und Tod
Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
Für Kinder und Jugendliche gelten natürlich niedrigere Werte. So kann ein Promille-Wert von 0,5 für Kleinkinder bereits tödlich sein.
Die einzelnen Rauschzustände werden von Fachleuten in drei Kategorien eingeteilt:
Einfacher Rausch: Verträglichkeit ist individuell unterschiedlich (Männer vertragen Alkohol besser als Frauen - abhängig von körperlicher Konstitution). Steigerung der Symptome mit Steigerung der Menge konsumierten Alkohols.
Komplizierter Rausch: Verhaltensstörungen, oft Aggressionsausbrüche, Bewusstseinsspaltung und Erinnerungslücken nach dem Rausch sind typische Zeichen für diesen Zustand.
Akute Vergiftung: Ab 1,4 Promille Verlust der Koordinationsfähigkeit, kann zum Koma führen. Tod tritt durch Atemlähmung ein (Gefahr auch durch Ersticken am Erbrechen, durch Unterkühlung im Freien etc.).
Und was genau bewirken die Promille im menschlichen Gehirn? Heidelberger Studien zeigen auf, dass bereits sechs Minuten nach dem Konsum von drei Gläsern Bier oder zwei Gläsern Wein (0,4 bis 0,6 Promille) erste Veränderungen in den Gehirnzellen erfolgen. Das Gehirn schaltet dabei um und nutzt statt Glukose ein Abbauprodukt des Alkohols zur Energiegewinnung, sodass die schädliche Wirkung ebenfalls schnell einsetzt, denn schon während des Experiments nahm die Konzentration von zellschützenden Stoffen ab. Bei gesunden Menschen nimmt die schädliche Wirkung mit dem Alkoholabbau im Blut jedoch auch wieder ab, allerdings vermutet man, dass die Fähigkeit des Gehirns, sich von der Alkoholwirkung zu erholen mit zunehmendem Alkoholgenuss geringer wird beziehungsweise irgendwann ganz erlischt. Wobei es hier keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt.
„Wir brauchen eine Pille gegen die Promille“, heißt es in einem Karnevalslied. Und es tauchen auch immer wieder sogenannte Wunderpillen am Markt auf, die die Alkoholaufnahme verzögert oder den Alkoholabbau beschleunigt. Dazu ein Verkehrsexperte des österreichischen Automobilclubs ARBÖ: „Die Pille gegen die Promille ist eine Illusion“. Bei diesen „Promille-Killern“ handelt es sich dabei meist um Limonaden, die eine extrem hohe Konzentrationen an Fruchtzucker und Vitamin C enthalten. Durchfall, Brechreiz und Übelkeit sind oft unerwünschte Nebeneffekt. Auch koffeinhaltige Getränke wie Kaffee oder Energy-Drinks beschleunigen den Alkoholabbau nicht. Der Konsument fühlt sich zwar für einen kurzen Moment subjektiv leistungsfähiger, das ändert aber nichts an der Beeinträchtigung.
Aber auch wenn wirkungsvolle Promille-Killer gäbe: Wer will sich schon besaufen, wenn er oder sie dabei nüchtern bleibt?
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Grafik: Thomas Frohnwieser (1)