Juni 2020
Südafrika: „Wir haben eine Kultur des Komasaufens“
Zwei Monate waren sie aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen, jetzt durften in Südafrika die Lokale wieder aufsperren. Das Resultat: Die Menschen stellen sich stundenlang in einer Schlange an, um sich mit Bier, Wein oder Schnaps zu betrinken.
„Wir haben eine Kultur des Komasaufens. Für viele Leute ist es nur dann ein Anlass, wenn sie stockbesoffen sind“, ist Charles Parry, Direktor der Abteilung Alkohol am South African Medical Research Council, besorgt. Notfälle im Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch hätten sich, so Parry, verdoppelt oder gar verdreifacht, genaue Zahlen gibt es dazu aber nicht. Schusswunden, Stichverletzungen, verletzte Autofahrer oder Fußgänger gäbe es zuhauf: „Und wenn diese Notfälle gravierend sind, dann müssen sie auf die Intensivstation – und diese Betten auf der Intensivstation fehlen dann für die Covid-19-Patienten“, so der Suchtexperte. Was den Alkoholkonsum betrifft, steht Südafrika weltweit auf der 6. Stelle.
Charles Parry sieht die Pandemie aber auch als eine Chance, endlich genauere Zahlen über betrunken Bürger zu erhalten: „Nie zuvor hatten wir die Möglichkeit, den Alkoholhahn in Südafrika zuzudrehen und zu realisieren, wie viel Spitalsressourcen Alkoholunfälle binden. Dank Corona haben wir jetzt einen besseren Einblick darüber was den Alkoholmissbrauch betrifft.“