April 2021
Pandemie verstärkt Suchtgefahr
Die Corona-Beschränkungen seien für viele ehemalige Suchtkranken laut Experten ein wahres Gift. „Bei vielen Beratungsstellen ist die Nachfrage nach einer Beratung vor allem seit dem zweiten Lockdown stark gestiegen“, stellt der Leiter der Landesfachstelle Suchtprävention NRW, Hans-Jürgen Hallmann, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur fest. Und nennt die Gründe dafür: „Die fehlende Tagesstruktur, Überforderung durch Kurzarbeit oder Homeoffice, mangelnde soziale Kontakte und Langeweile wirken wie Problembeschleuniger.“ Dabei gehe es laut Hallmann in erster Linie um Alkohol und Cannabis, aber mitunter auch um einen exzessiven Medien-Konsum.
Gefährdet seien Menschen, die bereits vor der Pandemie suchtkrank waren und weiterhin Unterstützung bräuchten. Hallmann: „Rückfälle drohen vor allem Menschen, die in Selbsthilfegruppen stark integriert waren und jetzt coronabedingt dort nicht mehr hingehen können.“
Auch die Referentin für Suchthilfe beim Diözesan-Caritasverband des Erzbistums Köln, Angelika Schels-Bernards, ist überzeugt: „Gerade für Menschen, die nach einer Sucht abstinent leben, ist der Lockdown Gift. Unsere Beratungsstellen im Erzbistum erhielten im vergangenen Jahr meist doppelt so viele Anfragen wie im Jahr 2019.“