Larry Hagman, Fernsehbösewicht und Alkoholiker, ist tot:
„Von den Achtzigern habe ich nicht viel mitbekommen!“

von Harald Frohnwieser

Er war einer der bekanntesten Schauspieler Amerikas. Und er war bekennender (und in den letzten Jahren trockener) Alkoholiker: Larry Hagman, der durch die Rolle des Fieslings J.R. Ewing in dem weltweiten TV-Serienhit „Dallas“ (1978 – 1991) weltberühmt wurde, ist am Abend des 23. November 2012 in einer Klinik in Texas im Alter von 81 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben.

Larry Hagman (2010)Ob ein Wunsch von ihm nach seinem Tod erfüllt wird? „Mein Körper sollte in einem Hacksler zerkleinert und über ein Marihuanafeld gestreut werden. An meinem Geburtstag würden meine Freunde zusammenkommen und aus den Pflanzen einen großen Haschkuchen backen. Dann hätten alle ein bisschen Larry in sich und würden drei Tage lang tanzen.“
Dass er Haschisch rauchte und auch dem Konsum diverser Pilzen nicht abgeneigt war, gab Fernsehbösewicht Larry Hagman in Interviews gerne zu. Aber auch über seine langjährige Alkoholkrankheit sprach er ganz offen.
„Der Alkohol hat mich fast schon gekillt, so wie er meinen Freund Keith Moon von The Who gekillt hatte“, sagt er im Jahr 2002 in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Und einem anderen Reporter vertraute er auf die Frage, was und wie viel er bei den Dreharbeiten zu „Dallas“ trank, an: „Vier Flaschen Champagner am Tag. Manchmal denke ich, ich habe von den Achtzigern nicht viel mitbekommen.“ Aber am Set, so Hagman weiter, sei das nie ein Problem gewesen: „Ich war trotz allem sehr konzentriert. Es war ganz einfach ein beschwingtes Hochgefühl.“ Später aber gestand er ein, dass es nicht immer so beschwingt war: „Das mit dem Alkohol war eine große Dummheit von mir“.
Neue Leber
Mag der Alkohol für seine Arbeit kein Problem gewesen sein, für Larry Hagmans Leber war es freilich sehr wohl eines – 1995 bekam der Fernsehstar eine neue, die acht Jahre später zum Teil wieder entfernt werden musste. „Ich habe die Leber eines 45-jährigen Latinos“, gab Hagman nach der Transplantation bekannt. Von da ab war Hagman – von einem Rückfall im Jahr 2003 abgesehen – trocken.
Geboren wurde Larry Hagman am 21. September 1931 in Fort Worth in Texas. Als junger Soldat der Luftwaffe verschlug es ihn nach England und spielte dort an der Seite seiner Mutter Mary Martin eine kleine Rolle in den Musical „South Pacific“. In London fand er auch sein privates Glück – er verliebte sich in die schwedische Modezeichnerin Maj Axelsson, die er 1954 heiratete und mit der er zwei Kinder hatte.
Bezaubernde Jeannie
Im Jahr 1956 kehrte Hagman in die USA zurück und spielte zunächst diverse Rollen in Broadway-Aufführungen in New York und spielte nebenbei in TV-Serien mit. 1964 bekam er ein Angeobt aus Hollywood, doch daraus wurde nichts. Was durchaus ein Glücksfall war – Larry Hagman war frei für die männliche Hauptrolle in der Fernsehserie „Bezaubernde Jeannie“. Gemeinsam mit Barbara Eden, die als charmanter Flaschengeist das Leben der US-Astronauten Tony Nelson gehörig auf den Kopf stellte, war er bis 1970 der Liebling einer ganzen Fernsehnation. Und darüber hinaus: „Bezaubernde Jeannie“ wurde weltweit zu einem Hit. Mit Barbara Eden blieb Hagman bis zu seinem Tod freundschaftlich verbunden. „Wir sehen uns regelmäßig und plaudern über die alten Zeiten. Er ist ein wirklich guter Freund von mir“, so die Schauspielerin in einem Fernsehinterview.
Als Bösewicht zu Weltruhm
Doch den ganz großen Durchbruch schaffte er mit dem Engagement als durchtriebener, intriganter Bösewicht in der TV-Serie „Dallas“, die von 1978 bis 1991 produziert wurde. Hagman faszinierte die Zuschauer, in dem er als schwerreicher J.R. alles nahm, was er wollte – Geld, Macht und Frauen. Die Menschen schauten fasziniert zu – allein in Deutschland saßen mehr als 18 Millionen Menschen vor den Fernsehgeräten, wenn J.R. Samt Cowboy-Hut als Markenzeichen, seine Gegner zynisch lächelnd vernichtete.
Nach 357 Folgen war Schluss damit. Zum einen hatte sich die Serie schon etwas abgenützt, zum anderen sollen angeblich die astronomisch hohen Gagenforderungen Hagmans daran schuld gewesen seien. Was immer Hagman forderte, er wurde durch die Serie so oder so zu einem reichen Mann. Es wird kolportiert, dass er 7,5 Millionen Euro pro Jahr damit verdient hat.
Angst wegen Rückfall
Den fiesen Ölbaron, dessen Söhne sich heftig befetzen und dabei, ganz der Vater, zu allen Mitteln greifen, gab Hagman 2012 zehn Folgen lang in einer Neuauflage der Erfolgsserie. Zuvor war er in dieser Rolle in vier TV-Filmen zu sehen: 1996 in „J.R. Kehrt zurück“, 1998 in „Kampf bis aufs Messer“, 2000 in „Doing Dallas“ und 2011 in „Dallas“. 1995 war er als Ölmultie in Oliver Stones „Nixon“ zu sehen. Vor wenigen Jahren erschien seine Autobiografie „Bezaubernder Bösewicht“, erschienen im als Bastei-Lübbe-Taschenbuch.
2009 ging durch die Gazetten, dass sich Freunde von ihm Sorgen wegen eines möglichen Rückfalls machten. Der Grund: Hagmans geliebte Frau Maj erkrankte an Alzheimer, erkannte oft niemanden mehr. Hagman war für sie rund um die Uhr da – und blieb trocken. „Ich muss stark sein, damit ich für sie eine Hilfe bin“, sagte er. Ein miesen Charakter hatte der Schauspieler, der sich privat sehr für die Umwelt engagierte, wirklich nur vor der Kamera.
Larry Hagman erkrankte 2011 an Krebs, ein Jahr lang dauerte der Kampf, den er letztlich verlor, dagegen an. Doch den Kampf gegen den Alkohol hatte er gewonnen – Hagman blieb die letzten Jahre seines Lebens trocken. Der stets siegreiche J.R. wäre stolz auf ihn gewesen.

Foto: de.wikipedia.org / Glenn Francis / www.PacificProDigital.com (1)