Bitte beweisen Sie, dass Sie ein Mensch sind !

Ich bin Maria,

und ich wende mich mit folgenden Fragen an Sie, weil sie mich schön längere Zeit beschäftigen, da meine Schwester schon seit ca. 7 - 8 Jahren ein Alkoholproblem hat. Allerdings weiß ich es erst seit etwa drei Jahren. Und schön langsam wird mir das alles etwas zu bunt.

Wie sollen sich die Familienangehörigen dem Alkoholiker gegenüber verhalten?

Soll man ihn direkt damit konfrontieren wenn man ihn ertappt?

Was für Möglichkeiten bestehen als Angehöriger, den Alkoholiker zu einem Entzug zu bewegen?

Wie kann man Kindern (zwischen 10 und 14 Jahren) von Alkoholikern beistehen wenn diese nicht über das Thema sprechen dürfen, denn die Ansage lautet "Was zu Hause passiert - bleibt zu Hause und das geht niemanden was an?“

Die Kinder werden natürlich immer versuchen alles zu beschönigen wenn es zu einem direkten Vorfall kommt. Es wurde getrunken und getrunken - und natürlich wird dann tagsüber geschlafen.

Ich bin selbst Mutter von zwei Kindern und bin der Meinung, dass das so nicht weiter gehen kann - denn es ist ein Theater bei sämtlichen Familienfeiern und Anlässen. Ob mit Alkohol oder ohne Alkohol, Torten mit Alkohol oder ohne Alkohol usw. Diese Themen besprechen selbstverständlich nur ich und meine Mutter. Es wäre schön, wenn Sie mir Tipps oder Ratschläge für diese gegenwärtige Situation geben könnten.

Liebe Maria,

Ihre Zeilen haben mich sehr berührt und auch nachdenklich gemacht. Ihre Fragen zu beantworten ist nicht sehr leicht, weil Alkoholismus ein sehr komplexes Thema ist, auf das es leider keine einfache Antwort gibt.

Zunächst einmal: Wenn Ihre Schwester nicht den Wunsch hat, mit dem Trinken aufzuhören, wird es schwer werden, sie zu einem Entzug zu bewegen. Haben Sie schon mit Ihrem Schwager darüber geredet? Oder ist Ihre Schwester Alleinerzieherin? Ich denke, wenn Sie das Trinkverhalten Ihrer Schwester vorsichtig zur Sprache bringen, schadet es nichts. Dies sollte aber ohne Vorwürfe sondern mit einem großen Einfühlungsvermögen geschehen. Bedenken Sie dabei immer, dass Alkoholismus eine Krankheit und keine Willensschwäche ist. Vielleicht sagen Sie Ihrer Schwester, dass Sie sich Sorgen machen um sie, auch um ihre Kinder. Das soll aber nicht so rüberkommen, dass Ihre Schwester das Gefühl hat, sie sei eine schlechte Mutter. Und bieten Sie Ihre Hilfe an (z.B. gemeinsam eine Beratungsstelle aufzusuchen). Wenn Ihre Schwester jede Hilfe verweigert, Ihnen vielleicht sagt, dass Sie das nichts angeht, dann haben Sie es wenigstens versucht. Mehr können Sie im Moment nicht tun. Versichern Sie aber Ihrer Schwester, dass Sie da sein werden, wenn sie Hilfe benötigt.

Sie können auch eine Selbsthilfegruppe für Angehörige aufsuchen wie z.B. das Blaue Kreuz oder die Alanon (die Alanon gibt es in ganz Österreich, das sind Gruppen von Angehörigen von Alkoholikern und gehören den Anonymen Alkoholikern an. Diese Alanon-Gruppen haben schon vielen Familienmitgliedern geholfen. Für Kinder von Alkoholikern besteht die Möglichkeit, eine Alateen-Gruppe aufzusuchen, Informationen darüber finden Sie im Internet). Aber Angehörigen-Gruppen gibt es österreichweit nicht sehr oft. (siehe auch „Die Schwerarbeit beginnt mit der Trockenheit“ oder „Der lange Weg des Vertrauens“)

Ich weiß nicht, wie eng der Kontakt zu Ihren Nichten oder/und Neffen ist. Aber signalisieren Sie ihnen, dass sie jederzeit mit Ihnen sprechen können, wenn sie etwas bedrückt. Und dass das, was Ihnen anvertraut bleibt, von Ihnen nicht weiter getragen wird. Ich habe im Internet einen Artikel über die Familienkrankheit Alkohol gefunden, denn ich Ihnen im Anhang übermittle.

Ich hoffe, dass ich Ihnen ein wenig weiter geholfen haben. Wenn Sie noch Fragen haben, so können Sie sich jederzeit wieder an uns wenden.